In den letzten Tagen ist wieder vermehrt das Thema Folter und insbesondere deren Definition und Anwendung durch die USA wieder in den Medien. Zum einen drehte sich ein Teil der Diskussion in der letzten Arena um das Thema, zum anderen war es heute ein Element in einem Beitrag im Echo der Zeit . Dabei kam mir in den Sinn, dass ich vor einigen Wochen einen interessanten Artikel auf ABC News gelesen habe.
Im Artikel werden sechs Methoden beschrieben, die vom CIA bei der Befragung von Verdächtigen angewendet werden und demzufolge von der Administration Bush nicht als Folter angesehen werden. Es lohnt sich den gesamten Artikel zu lesen und sich selber eine Meinung davon zu bilden, was man selber als Folter empfindet und was allenfalls nicht.
Interessant jedenfalls die Passage gegen Ende des Textes, wo darauf hingewiesen wird, dass routinierte CIA Agenten lieber nicht auf diese Methoden vertrauen und stattdessen versuchen das Vertrauen des Gegenüber zu erlangen, aus der Erfahrung, dass auf diesem Weg qualitative viel bessere Information gewonnen werden kann.
Für mich ist allenfalls gerade einmal noch die erste Methode (Attention Grab) innerhalb des Rahmens des tolerierbaren, alles andere fällt für mich diskussionlos dem unter Folter. Alles was die physische und psychische Integrität einer Person verletzt, darf nicht akzeptiert werden.
Um auf die Diskussion in der letzten Arena zurückzukommen: es war spannend die Reaktion der anderen Diskussionsteilnehmer zu beobachten, als die Politologin Regula Stämpfli Verständnis für die Anwendung dieser Befragungsmethoden zeigte. Auf Grund ihrer Haltung, habe ich mir dann doch auch Gedanken zu machen begonnen, ob es vielleicht nicht auch Grenzfälle geben könnte, in denen ein Nachhelfen in Verhören angebracht sein könnte.
Es könnte doch Leben retten, wenn man einen Verdächtigen, zu dessen Verdacht man sehr gute, oder besser hieb- und stichfeste Beweise für terroristische Aktivitäten hat, zu Aussagen zwingen würde. Nur: wieviele solche Verdächtige gibt es wirklich und wie gut sind die Verdachtsmomente auf deren Basis sie festgehalten werden. Kommt dazu, dass erzwungen Informationen wohl auch qualitativ sehr vorsichtig beurteilt werden müssen.
Da der oben beschrieben Fall folglich äusserst hypothetisch ist, bleibt es dabei: Folter ist in aller Form zu verurteilen, es gibt keine Grauzone. Leider wohl ist diese Wahrnehmung in den USA leider heute nicht mehr die selbe wie hier in Europa. Aber eigentlich ist das auch nicht wirklich erstaunlich: kann mir jemand aus dem Stegreif gleich zwei Film-Verhör-Szenen aus amerikanischen Filmen aufzählen, in denen der Befragte nicht physisch attackiert wird?