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Blog von Anita, David, Mira, Noe und Ava auf andare.ch

Wegwerf-Elektronikgeräte

Elektronische Geräte aller Art, seien es Computer, Mobiltelefone, Digitalkameras, Fernseher oder HiFi Anlagen werden immer günstiger. An und für sich ist das eigentlich eine nette Sache, aber wenn der Punkt kommt, an dem das Gerät streikt, aktualisiert werden sollte oder etwas kaputt geht, dann kommt die Kehrseite der Medaille zum Vorschein.

Verschiedene Diskussionen in den letzten Wochen und der Hauptartikel in der letzten Sonntagszeitung im Multimedia Bund sind Grund genug, dieses Thema ein wenig zusammenzufassen und einmal zu schauen, was andere dazu denken.

Tiefe Preise

Das Kaufverhalten der Konsumenten ist so verschieden, wie die Konsumenten selber. Der Preis spielt aber immer auch eine Rolle und wenn die Preise immer tiefer angesetzt werden, dann bekommt dieser Faktor immer mehr Gewicht und das Verhalten der Konsumenten scheint sich anzugleichen. Da diese Tendenz nun schon einige Zeit anhält, scheint die Taktik der Hersteller aufzugehen.
Offensichtlich ist aber auch, dass mit den tieferen Preisen zwangsläufig die Margen sinken und damit – trotz höheren Verkaufszahlen – irgendwo Einsparungen gemacht werden müssen.

Reparaturen / Support

Ein Aspekt, bei dem offenbar gespart wird, ist der Reparaturservice. Die Garantielaufzeiten werden kürzer und Reparaturen immer teurer. Es stellt sich somit bei einem Reparaturfall unmittelbar die Frage, ob sich das noch lohnt: soll ich für eine Digitalkamera, die ich für 200 Fr. erstanden habe, nun vorab schon 80 Fr. für einen Kostenvoranschlag investieren? Da die Reparaturdienstleistung mittlerweilen bei vielen Herstellern an Drittanbieter ausgelagert wurden, sind damit auch die Kosten gleich nochmals gestiegen.
Die Intention der Hersteller scheint darauf zuzulaufen, den Konsumenten möglichst schnell wieder ein neues Gerät zu verkaufen (mit neuen Features, die er eigentlich nicht braucht…) und das ganze Thema Reparatur möglichst los zu werden. Vielfach muss auch konstatiert werden, dass Geräte gar nicht so konstruiert wurden, als dass man sie überhaupt reparieren könnte bzw. nicht mit einem finanziellen Aufwand der in einer vernünftigen Relation zum Kaufpreis steht.

Ersatzteile / Updates

Es kommt vor, dass ein Teil eines Gerätes Schaden nimmt, der eigentlich vom Konsumenten einfach selber ersetzt werden könnte. Beispielsweise die Klappe eines Handy. Mit den richtigen Bekanntschaften und/oder Spezialwissen kann sich ein Teil der Betroffenen selber helfen, alle anderen sind auf die (verhältnismässig) überteuerten Reparaturkanäle angewiesen. Ganz zu schweigen davon, dass das Prozedere der Reparatur meist zwei Wochen und mehr in Anspruch nimmt, währendessen man auf das Gerät verzichten oder einen Ersatz organisieren muss.
Desgleichen mit Geräten, welche über Firmware Updates aktualisiert werden können: die allermeisten Anbieter stellen die Möglichkeit gar nicht zur Verfügung, den Konsumenten dies selber machen zu lassen, obwohl es in den allermeisten Fällen absolut trivial ist. Natürlich sollen diejenigen, die sich das nicht zutrauen, dies von einem Fachmann erledigen lassen können – aber auch nur mit ein paar Minuten Wartezeit…

Oftmals fehlt es auch schlicht an der entsprechenden Kommunikation, wie am Beispiel von Navigationssystemen in Fahrzeugen beobachtet werden kann. Informationen seitens der Autohersteller sind praktisch inexistent, meist sind nicht einmal die Händler im Bild über den aktuellen Stand. Es ist bezeichnend, dass die besten Informationen über das Navigationssystem in den Eurovans über eine Usergroup zu erhalten sind, inkl. den neuesten Softwareupdates. Und zur Krönung des Ganzen, sind offenbar auch die offiziellen Händler unter den eifrigsten Teilnehmer dieser Gemeinschaft, weil sie nur so an die von den Kunden erwarteten Informationen kommen…

Fazit

Es stellen sich eine ganze Reihe von Fragen:

  • können die Hersteller mit dieser Strategie darauf hoffen überhaupt noch eine Markenloyalität zu erreichen, da sich die Konsumenten nach den ersten Problemen, bei den Produkten der Konkurrenz umschauen? Oder zählen sie darauf, dass der Kunde, nachdem er den gleichen Ärger bei der Konkurrenz erlebt hat, wieder zurückkommt? Wollen sie überhaupt Loyalität?
  • wieviel höhere Preise sind die Konsumenten bereit zu zahlen, wenn sie wissen, dass sie einen guten und preiswerten Service mitkaufen?
  • wie steht es mit dem ökologischen Gewissen sowohl der Hersteller wie auch der Konsumenten?
  • wie lange machen das die Konsumenten noch mit? Und die Hersteller?

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich würde es vorzuziehen, für qualitativ bessere Geräte und einen besseren Service mehr zu zahlen. Alternativ dazu müsste es bei einem billigen Gerät möglich sein, gewisse Reparaturen und Updates selber machen zu können, oder an einem schnellen und ebenfalls billigen Servicepunkt.